Neo Rauch - Gefährten und Begleiter

10.02.2017




Galore


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Das Baby war vier Wochen alt, als die Eltern es wegen eines Termins an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst bei der Großmutter zurück ließen. Sie sollten es nie wieder in den Armen halten. Den Zug, den sie für die Rückfahrt nahmen, stieß mit einem anderen zusammen – beide waren sofort tot. Das Kind ist inzwischen 56 Jahre alt. Es studierte später, um seinen Eltern nahe zu sein, ebenfalls in Leipzig und zählt heute zu den bedeutendsten Malern der Gegenwart: Neo Rauch. Man kennt ihn als scheuen, zurückgezogenen Menschen. Nun hat er, erstaunlich genug, sein Atelier für die Filmemacherin Nicola Graef geöffnet. Neben seinen oft verrätselten, teils apokalyptisch anmutenden Bildwelten, eröffnen sich in langen Gesprächen, auch mit seinen Weggefährten, nach und nach die Innenwelten des Malers in bestechender Zartheit und Sensibilität. Ein Mensch, der zuhause ist zwischen, wie Rilke sagen würde, „Tag und Traum“. Ein großes Glück, dass es gelungen ist, ihn so nah heranzuholen.

Sylvie-Sophie Schindler, Februar 2017

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