Unheimlich vertraut

28.02.2017




Monopol Magazin für Kunst und Leben


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Ein neuer Dokumentarfilm kommt dem deutschen Erfolgsmaler Neo Rauch etwas zu nah

Etwa in der Mitte dieses Filmes gibt es eine Szene, die sehr lustig ist, wenn auch vermutlich ungewollt. Rosa Loy, Malerin und Ehefrau von Neo Rauch, tritt vor eine Leinwand ihres Mannes und beginnt damit, ihrem Gatten Ratschläge zu geben: Hier das Ohr solle er noch mal malen, belehrt sie ihn. Die Mütze auf dem Kopf eines Mannes setze sich nicht vom Haar ab, da müsse er noch mal ran. Der weiblichen Figur solle er noch Perlenohrringe malen oder vielleicht sogar eine Perlenkette. Und Neo Rauch? Nickt und macht.

Die Szene ist deshalb so komisch, weil man sich Bildfindung bei Neo Rauch ja immer ganz anders vorgestellt hatte: Rätselhafte, aus der Zeit gefallene Figuren bevölkern seine Leinwände. Sie stehen einsam und verloren in Industriebrachen, den Trümmern der deutschen Geschichte, dem mondbeschienenen Symbolwald der Romantik. Die Tiefen des Unbewussten schwört Rauch gerne auch in seinen vor düsteren Ahnungen zitternden Interviews herauf – da ist es einigermaßen beruhigend zu sehen, dass manchmal offenbar auch ein Pläuschchen mit der Ehefrau den Pinsel führt.

Doch leider ist Ironie in Nicola Graefs Dokumentarfilm "Neo Rauch – Gefährten und Begleiter" spärlich gesät und das einzige Distanzierungsmittel. Ihr Film eröffnet im Leipziger Atelier des Künstlers, wo Rauch sich erstaunlich ungestört beim Malen zuschauen lässt und über sein Werk spricht. Ein guter, intimer Einstieg. Danach geht es zu Rauchs New Yorker Galerist David Zwirner, zu den Sammlern Mera und John Rubell in Miami und Kim Chang-il in Korea, zu seinem Galeristen und langjährigen Freund Judy Lybke, nach Aschersleben, wo Rauch aufwuchs, zu weiteren Privatsammlern in New York und Italien. Aber so weit die Reise führt – auf Abstand geht der Film nie.[...]

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