MALERFÜRST WIDER WILLEN: EIN DOKU-STREIFEN BELEUCHTET NEO RAUCHS KÜNSTLERISCHES WIRKEN

11.02.2017




Artefakte


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„Das ist Slapstick“, meint der grauhaarige Mann im von Farbflecken beklecksten Arbeitsanzug, nachdem er mühevoll eine übergroße Leinwand ins Atelier schob, trug, keuchend und unter einem Fluch auf den Podest hob und auf das riesige Malgestell an der Wand hievte. Früher, noch vor zwei Jahren, so sagt der Mann mit dem graumelierten Haar, hätte er mit Leichtigkeit zwei Kavenzmänner dieser Art auf einmal ins Atelier getragen. „Kein Assistent weit und breit.„Ich mache irgendwas falsch“, konstatiert er schulterzuckend und etwas ratlos. Man könnte meinen, er würde bei dieser ersten Filmeinstellung innerlich schmunzeln. Doch er steckt seine Hände in die Hosentaschen und hält fest: „Ich mache mich hier zum Ei.“ Er seufzt und geht seiner Arbeit nach. Der Künstler, der hier etwas resignierend durchs Bild gelaufen ist, heißt Neo Rauch.

Der 1960 in Leipzig geborene Künstler gilt als einer der führenden Kunstköpfe der Nachwende-BRD. Neben ihm stehen nur noch Markus Lüpertz, Gerhard Richter und A.R. Penck. Hinter ihm sind es noch viel mehr. Neo Rauch gehört einer Künstlergeneration an, die in der DDR aufwuchs und sozialisiert wurde, aber die Freiheit und die Vorteile des geeinten Deutschlands nutzen und auskosten durfte. Mitte der Neunzigerjahre begann Neo Rauchs unaufhaltsamer Aufstieg. Wer an Leipzig und Kunst denkt, verknüpft den Gedanken sofort mit ihm. Wer sich näher mit ihm beschäftigt, kommt unweigerlich auf seine Lehrergeneration: Arno Rink, Sighard Gille, Bernhard Heisig. Neo Rauchs Impuls reicht weit über seine Schüler hinaus. Sammler sammeln seine Werke, zahlen hohe Summen für seine Bilder. Ausstellungen von ihm sind immer gut besucht. Fast, so scheint es, schwöbe Neo Rauch als imaginärer Geist über Leipzigs Kunstwelt, ein Fürst will er nicht sein.[...]

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