Falsche Fährten

01.03.2017




Taz


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Nicola Graef begleitete den Maler drei Jahre lang. Das daraus entstandene Porträt überlässt es dem Betrachter, sich ein Bild von ihm zu machen.

Gerade erst hat Andres Veiels „Beuys“ im Berlinale-Wettbewerb recht deutlich die Achillesferse dokumentarischer Künstlerporträts angezeigt, eine Arbeit, die trotz brillanter Montage und beeindruckendem Archivmaterial an zu großer – und scheinbar unreflektierter – Faszination für ihren Protagonisten kränkelt. Damit steht Veiel nicht allein, fehlende Distanz ist ein Dauerzustand im Dokumentarfilm. Und die Grenzen sind fragil und fließend, schließlich werden von Publikum und Kritik gerne sowohl Nähe wie Kongenialität eingefordert.

Die Gemengelage verschärft sich, wenn der/die Porträtierte noch lebt und nicht nur in Archivschnipseln ins Bild kommt. Oft ist schon für ein erfolgreiches Anpirschen ans Sujet filmischer Begierde, neben Jagdsinn Anbiederung nötig, auch beim Dreh selbst muss den Eitelkeiten der Protagonisten Rechnung getragen werden. Mit all dem hatte auch die WDR-Journalistin und Filmemacherin Nicola Graef schon 2008 in ihrem Porträt des mittlerweile verstorbenen Jörg Immendorf („Ich. Immendorf“) zu tun.

Und als sie dann mit ihrer neuen Film­idee im Umfeld des Leipziger Künstlers Neo Rauch anklopfte, wurde dort erst mal klar abgewinkt. Der mit seinen düster surrealen Tableaus international erfolgreiche Künstler hätte – nach einer ersten Fernsehdoku 2007 – keine Lust auf Kameras. Danach half ihr neben der notwendigen Zähigkeit wohl die Faszination an ihrem Sujet, die starken Widerstände zu überwinden.

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